Seltsame Welt - Pest oder Cholera?
homo.net Info vom 25. Mai 2023
von Webmaster Jan
Drag Queens lesen für Kinder - in den USA, in Wien und bald auch in München. Toll, die öffentliche Sichtbarkeit von schwulen Menschen führt in der Regel zu einer positiven Einstellung uns gegenüber. Wer Fremdheit und Unsicherheit durch Vertrautheit und Kontakt ersetzt, baut Vorurteile ab, meint die Wissenschaft.
In den USA regen sich Menschen in republikanisch dominierten Bundesstaaten auf, in Wien vor allem die rechte FPÖ, in Bayern natürlich die CSU, wie könnte es anders sein. Trotz rechtlicher Gleichstellung und Ehe für Alle sind wir Schwulen noch lange nicht in der Normalität angekommen.
Laut einer Studie der Humboldt-Universität in Berlin sind 44 Prozent der Befragten der Meinung, dass Homosexuelle aufhören sollten, so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen. 40 Prozent ist der Gedanke unangenehm, das eigene Kind könnte homosexuell sein, einem Drittel ist das Thema in den Medien zu präsent. Am Arbeitsplatz ist der schwule Kollege immerhin noch zwölf Prozent unangenehm.
Wenn es um Vorurteile gegenüber sexuellen Minderheiten geht, sprechen Wissenschaftler von Homonegativität. Dazu gehören Angst und Unsicherheit, aber auch Feindseligkeit, Hass und sogar Verachtung oder Ekel.
Die Wissenschaftler sehen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Bildungsniveau, Schulabschluss und Homophobie. Wer gebildet ist, hat weniger Vorurteile gegenüber sexuellen Minderheiten.
Wir werden aus Unwissenheit und mangelnder Bildung zum Feindbild erklärt. Dagegen helfen auch Lesungen von Dragqueens.
Disney hat letztes Jahr in „Strange World“ - Seltsame Welt - einen schwulen Jungen als ganz normale Figur in die Handlung eines Zeichentrickfilms eingeführt. Auch das ist eine Möglichkeit, Menschen aus dem wirklichen Leben darzustellen und das Normale zu normalisieren.
Nicht so in Florida. Dort gibt es das „Don‘t say gay“-Gesetz. Eine Lehrerin wurde gerade gefeuert, weil sie „Strange World“ in der fünften Klasse gezeigt hat.
Stellungnahme der gefeuerten Lehrerin: „Unsere Themen waren Umwelt und Ökosysteme. Pflanzen, Menschen, Tiere. Der Film ist perfekt dafür. Ich wollte Eigenschaften wie Konfliktlösung, Freundlichkeit und ‘verfolge deine Ziele’ vermitteln“.
Das ist ihr nicht gelungen. Denn wie wir befürchtet hatten, nun ist es offiziell: Ron DeSantis (44), der erzkonservative Gouverneur von Florida, fordert Donald Trump (76) heraus. Er will der 47. Präsident der Vereinigten Staaten werden und lässt dabei keine Gelegenheit aus, von ganz rechts außen gegen den politischen Zeitgeist und Aufklärung zu wettern.
Ob Geschichte, Rassismus, Sexualität, Kunst oder sexuelle Orientierung, in den USA werden Schulen zunehmend zum Schauplatz politisch aufgeladener Kulturkämpfe. Die rechtskonservative Schulpolitik von DeSantis macht seit Jahren weltweit Schlagzeilen.
Wenn schwule Themen in der Schule nicht mehr behandelt werden dürfen, selbst wenn die Schüler selber danach fragen, wirft das die Fortschritte der Community zurück auf die Zeit vor der ersten Mondlandung.
Der Feldzug gegen Homosexualität geht in Florida unvermindert weiter. Jetzt hat DeSantis ein Gesetz unterzeichnet, das es Ärzten künftig erlaubt, schwule Patienten unter Berufung auf religiöse oder moralische Bedenken abzuweisen. Das Gesetz zum „Schutz des ärztlichen Gewissens“ tritt am 1. Juli dieses Jahres in Kraft.
Gleichzeitig unterzeichnete er weitere Gesetze, die Arbeitgeber gegenüber Minderheiten stärken sollen. Sie geben Ärzten und Versicherungen das beispiellose Recht, Leistungen aus religiösen oder moralischen Gründen zu verweigern. Keine PrEP mehr für alle und schon gar nicht kostenlos.
Im Kampf Don gegen Ron haben die republikanischen Wähler die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sollte Amtsinhaber Joe Biden (80) einsehen, dass er inzwischen doch zu alt für den Job ist, wäre der US-Verkehrsminister Pete Buttigieg (41) eine glänzende Alternative.
Sollte er mit seinem Ehemann Chasten Buttigieg (33) und den beiden Zwillingen als Sieger ins Weiße Haus schreiten, wäre das erneut ein gewaltiger Sprung für die Menschheit. Als progressiver Politiker spricht er sich für das Recht auf Abtreibung und gegen die Todesstrafe aus.
Erst wenn Männer und Frauen selbstverständlich und in allen Lebenslagen Röcke, Kleider, Hosen oder gar nichts tragen können, ungeschminkt oder geschminkt, mit langen Haaren, Igel, Glatze oder Perücke überall gleich willkommen sind, wird Homosexualität so normal sein wie jede andere Form der Liebe auch.
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Jan
Webmaster
vom homo.net Team